Völker dieser Erde

von Peter Weinert

 

Eine Filmreise live kommentiert zu sechs Naturvölkern in sechs Ländern

 

Am Freitag  2. November in der Stadthalle Kelkheim

um 19.30 Uhr

 

Eintritt 13,- Euro  Abendkasse 15,- Euro  Jugendliche und Studenten 8,- Euro

 

Vorverkauf: Kaufhaus Rita Born – Buchhandlung Pabst – Sonnenapotheke Münster, Micha`s Lädchen Fischbach    online:  www.lions-kelkheim.de

Der Kelkheimer Fernsehjournalist und Regisseur Peter Weinert hat in den letzten 32 Jahren für den Hessischen Rundfunk und den Kultursender ARTE siebzig Dokumentarfilme in fast fünfzig Ländern realisiert. Einer der inhaltlichen Schwerpunkte seiner Filme sind fremde Menschen, deren Kulturen und Traditionen, und ihr Kampf ums Überleben, denn ihre Lebensräume werden immer kleiner oder zerstört.

 

Für diesen Abend hat Peter Weinert Ausschnitte zusammengestellt von sechs seiner Reisen zu sehr unterschiedlichen Naturvölkern auf mehreren Kontinenten. Die Filmausschnitte werden von ihm live kommentiert. Sie sind faszinierend, weil sie Menschen zeigen, die in für uns völlig fremden Welten leben. Und sie stimmen nachdenklich, denn fast alle stehen vor dem Kollaps.

In Sri Lanka lebte das Team des Hessischen Rundfunks mehrere Wochen bei den Wedda. Sie waren die ersten, die die „Strahlend schöne Insel“ vor wahrscheinlich 20.000 Jahren bevölkerten. Sie sind also die Ureinwohner des Landes. Seit 2500 Jahren werden sie mehr und mehr von den Singhalesen und Tamilen, die aus Nord-und Südindien hierher kamen, verdrängt und in ihrem Lebensraum beschnitten. So zogen sie sich in die Urwälder der Insel zurück. Heute leben nur noch einige hundert Wedda in ihrer traditionellen Lebensform als Jäger und Sammler. Doch wie lange noch? Auch ihr jetziger Lebensraum ist durch ein Staudammprojekt bedroht.

In den endlosen Savannen im Norden von Kenia lebt das Volk der Rendille als Nomaden oder in kleinen Dorf-gemeinschaften. Ihre Überlebensgarantie sind ihre Tiere, vor allem Kamele und Ziegen. Ihr größtes Problem ist, dass es in ihrer Region nie genügend Wasser gibt. Deshalb ist ihr Alltag doch ein ständiger Kampf ums Überleben. Dazu kommen schwere Sandstürme, die auch dem Team des Hessischen Rundfunks zu schaffen machten. Trotzdem verspüren sie bei den Bewohnern des Dorfes, in dem sie leben, auch große Lebensfreude. Die Frauen und jungen Mädchen sind bunt gekleidet und tragen ausgefallenen Schmuck. Die Männer der Rendille sind bekannt für ihre außergewöhnlichen Lehmfrisuren. Ihr Lebensraum ist bedroht, weil die Trockenperioden immer länger werden.

Die Reise zu dem Volk der Mentawai dauert vier Tage. Sie gehört zu den aufwendigsten und spannendsten, die das Team um Peter Weinert gemacht haben. Die Mentawai leben auf den gleichnamigen Inseln, die etwa 140 Kilometer vor Sumatra liegen. Allerdings nur noch etwa 1000 von ihnen nach ihrer traditionellen animistischen Naturreligion, zurückgezogen im Regenwald. Die indonesische Regierung untersagt jeden Glauben, der nicht zu den fünf großen Weltreligionen zählt. Die Mentawai, die das Team dokumentiert, leben auf bis zu sechs Meter hohen Pfahlbauten in der Nähe eines Flusses. Bei starken Regenfällen steigt der Wasserspiegel deshalb so hoch, dass sogar diese Häuser in Gefahr sind. Das kleine Volk lebt vom Fischfang, von der Schweinezucht, von Süßkartoffeln und Palmen. Das auffälligste äußere Merkmal der Mentawai ist von jeher die traditionelle Ganzkörpertätowierung bei den Männern und Frauen. Sie ist ein Schönheitsmal, sie soll nach ihrem Glauben aber auch das Gleichgewicht zwischen Körper und Universum herstellen. Wie lange die Mentawai ihre traditionelle Lebensform noch bewahren können, ist nicht einzuschätzen. Die indonesische Regierung bekämpft massiv die überlieferten Lebensweisen der Mentawai.

Die Mursi in Äthiopien sind eines der etwa 80 ethnischen Völker des Landes. Sie leben im Dreiländereck Äthiopien, Kenia, Sudan. Ihr Stammesgebiet im Omo Tal ist etwa 2000 qkm groß. Sie leben sehr isoliert, gelten als aggressiv, kriegerisch und misstrauisch. Dreh-arbeiten bei ihnen sind äußerst schwierig. Berühmt geworden sind die Mursi durch ihre Frauen. Sie tragen als Schmuck tönerne Lippenteller, die individuell verziert werden. Getragen werden sie in der aufgeschnittenen Unterlippe. Einige Lippenteller haben einen Durchmesser von bis zu 15 Zentimetern. Die Mursi sind Viehzüchter, nur ab und zu Jäger und Sammler. Sie leben in kleinen Kralen, die jeweils aus mehreren ärmlichen Hütten bestehen. Ihre handwerklichen Fähigkeiten beschränken sich auf das Notwendigste. Ihre Gesamtzahl wird auf etwa 5000 geschätzt. Auch ihr Leben wird wie bei vielen anderen Völkern in Afrika geprägt von der ständigen Suche nach Trinkwasser. Vom Aussterben ist das Volk der Mursi nicht bedroht.

Die Batak sind eines der kleinsten Naturvölker dieser Erde. Damit aber leider auch akut vom Aussterben bedroht. Die letzten 2 bis 300 von ihnen leben auf der philippinischen Insel Palawan im Dschungel. Ein mehrtägiger, gefährlicher und anstrengender Fußmarsch ist notwendig, um sie in ihrem Lebensraum zu beobachten. Leider sind auch Giftschlangen hier zu Hause. Die Batak sind Seminomaden. In der Regenzeit wohnen sie in Hütten. In der Trockenzeit ziehen sie von Lagerplatz zu Lagerplatz. Sie sind Jäger und Sammler. Ein Hauptnahrungsmittel ist die Maniokwurzel-eine Lianenart. Zwar bietet der Dschungel einiges an Nahrung, aber dennoch ist das Leben der Batak sehr hart. Viele Stammesmitglieder sterben sehr früh an Malaria oder Tuberkulose. Die Frauen bekommen zwar bis zu zehn Kinder, doch die Sterblichkeitsrate ist mit 80 Prozent sehr hoch. So gibt es für dieses Volk kaum eine Überlebenschance.

Die Pygmäen, die Waldmenschen im Grenzgebiet Kamerun-Kongo, sind ebenfalls im Überlebenskampf. Ihr Lebensraum wird abgeholzt. Immer tiefer haben sie sich deshalb in den letzten Jahren in den Dschungel zurückgezogen. Auch hier ist ein mehrtägiger Fußmarsch durch Schlamm und Wasser angesagt, um sie zu besuchen. Die Pygmäen im Dschungel leben in Hütten aus Ästen und Blättern. Textilien kennen sie nicht. Die Kleidung der Frauen ist ebenfalls aus Blättern, die der Männer aus Rinden. Sie leben vom Fischfang in den Flüssen und sind Jäger und Sammler. Die Durchschnittsgröße der Frauen liegt bei 1 Meter 40, bei den Männern knapp unter 1 Meter 50. Sie sind gute Handwerker, fröhlich und lieben es gemeinschaftlich zu arbeiten. Doch ihr Dschungel ist in Gefahr. Einer der alten Männer hat es so ausgedrückt: „Der Wald ist unsere Heimat. Wenn wir ihn verlassen oder der Wald stirbt, werden wir untergehen. Wir sind ein Volk des Waldes.“ Es ist zu befürchten, dass diese Pygmäen ihren Lebensraum verlieren werden.                                                                                     

 

In Demut dienen ist eine Gnade

Peter Weinert